Keine Probleme, nur Herausforderungen bei der Verbindung der alten Zentralheizung mit einer neuen HomeMatic
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Die Heizungsanlage unserer Zweitwohnung hat Potential.
Kernstück ist eine mittelalte, wandhängende Etagenheizung, die über ein verwinkeltes Rohrsystem einen Satz Heizkörper befeuert, die in den 70ern des vergangenen Jahhunderts auf der anderen Seite des Eisernen Vorhangs mal modern waren. Im Wohnzimmer gibt es einen elektronischen Siemens-Raumthermostat mit Schaltuhr, mit dem das zum Scheitern verurteilte Konzept „repräsentativer Wohnraum“ umgesetzt wird.
Ich habe nie verstanden, wie man es für sinnvoll halten kann, die Heizungsanlage gerade dann auszuschalten, wenn die ganze Familie sich in die tagsüber ausgekühlten Schlafräume zurückzieht.
Da gibt es also was zu tun.
Bevor es an die Heizung geht, geht es erstmal zu Conrad: Endlich habe ich eine Ausrede, mir eine CCU-3 zuzulegen.
Es spricht natürlich für die HomeMatic, dass ich jetzt seit Jahren mit der CCU-2 bei meiner relativ großen Installation in Geesthacht zufrieden bin. Sie ist nicht die schnellste und nicht die neueste, aber sie arbeitet alles weg, was ich ihr an Aufgaben hinwerfe.
Für die geplante kleine Installation in der Zweitwohnung ist die CCU-3 eigentlich vollkommen überdimensioniert. Aber mich treibt der Forscherdrang – das ist mir etwas Aufpreis wert.
Normalerweise ist es ja ein Klacks, die HomeMatic-Raumthermostate am Heizkörperventil anzubringen: Thermostatkopf ab, HM-CC-RT-DN ran, fertig.
Bei unseren Heizkörpern ergeben sich jedoch einige Herausforderungen.
Die erste und offensichtlichste Herausforderung besteht darin, dass die Ventile von Herz stammen. Herz setzt nicht auf den weit verbreiteten Durchmesser M30 für die Überwurfmutter der Thermostatköpfe, der auch bei den HomeMatic-Thermostatköpfen zum Einsatz kommt, sondern auf M28.
Auf die Gefahr, das Offensichtliche zu überbetonen: Das passt nicht.
Natürlich gibt es Adapter. Natürlich kosten sie extra und natürlich sitzt der Thermostatkopf anschließend höher. Ich habe mich für Kunststoff-Adapter entschieden, die mit Stiften unterschiedlicher Länge für die Anpassung des Ventilstiftes geliefert werden. Funktionieren einwandfrei.
Die zweite Herausforderung sind die fast überall verdreht angebrachten Heizkörperventile.
Man glaubt gar nicht, wie schlecht die Regelung funktioniert, wenn der Regler direkt über dem Heizkörper sitzt und die volle Heizungswärme abbekommt. Die Thermostate tun ihr bestes, aber es bleibt ein Krampf. Und das ist erst der Anfang: An einzelnen Stellen wurden die Ventile so eng verbaut, dass einfach kein Thermostatkopf daneben passt.
Natürlich gibt es Adapter, natürlich kosten sie extra und natürlich sitzt der Thermostatkopf damit nochmals deutlich weiter weg. Im Wohnzimmer haben wir jetzt den Charme einer Produktionsstätte der chemischen Industrie.
Die dritte Herausforderung, aber das ist man bei regelmäßigem Kontakt mit älteren Zentralheizungen ja schon gewohnt, ist die Verkalkungsneigung der Ventile. Wir hatten das schon in der letzten Saison bemerkt, dass wir gelegentlich mit der Zange oder in hartnäckigen Fällen mit dem Hammer nachhelfen mussten. Ich hoffe, die regelmäßige Entkalkungsfahrt der HomeMatic-Thermostate wird dieses Problem ein für alle Mal lösen.
Trotz all dieser Hindernisse: Es funktioniert. Alle relevanten Heizkörper werden von der HomeMatic gesteuert. Der Rest läuft so nebenbei mit.
Der Brenner ist ein braun-beiger Klotz von Junkers (also Bosch) im unteren Bad mit hervorstechender LED-Temperaturanzeige und beeindruckenden Heizungs- und Wasserrohren darunter. So weit, so gut.
Einige Kleinigkeiten.
Zunächst mal: Es handelt sich um ein Modell für den mittel- und osteuropäischen Markt. Man findet anhand der Typbezeichnung (ZWE 24-4 MFK) relativ problemlos Bedienungs- und sogar Installationsanleitungen im Internet – auf polnisch, russisch, ungarisch, …
Nach einigen Stunden mit diesem Werk, dem Google-Übersetzer, meinem hemdsärmeligen Wissen über die Installation von Zentralheizungen und der Hoffnung, dass unser Vermieter niemals erfährt, was ich hier treibe, habe ich dann die drei Klemmen gefunden, die für die externe Steuerung mit einem 230-V-Raumthermostaten vorgesehen sind: Ns, Ls und LR. Im Grunde so wie bei unserer Vaillant in Geesthacht.
Kontakte durchgemessen, Sicherung raus, bestehenden Raumthermostat abgeklemmt, HM-LC-Sw1-FM aus der Bastelkiste (Ja! Ich hatte sowas noch auf Vorrat!) angeklemmt, leise gebetet, Sicherung wieder rein – läuft. „Heureka,“ könnte man sagen, aber das wäre mehr Südeuropa.
Arbeiten an elektrischen Anlagen dürfen nur von Elektrofachkräften durchgeführt werden. Netzspannung ist kein Spielzeug! Bei fehlerhafter Ausführung drohen Sach- und Personenschäden durch Brand oder elektrischen Schlag!
Beauftragen Sie einen Elektriker oder Heizungsbauer mit Arbeiten an der Installation, wenn Sie selbst keine Fachkraft sind.
Wenn meine Ungarisch-Kenntnisse mich nicht täuschen, könnte ich die Junkers sogar über die 24-Volt-Schiene gezielt auf eine Vorlauftemperatur bringen. Dafür hätte ich allerdings nicht die notwendigen Teile in der Bastelkiste, deshalb bleibt es bei der bewährten Ein-Ausschaltung über einen Aktor.
Von diesem Erfolg abgesehen, muss man sich halt an ein paar Eigenheiten gewöhnen. Im Bad gibt es einen Fußbodenheizungs-Kreislauf, der spaßeshalber gleich mal die volle Vorlauftemperatur abbekommt. Druckausgleichsgefäße im Heizkreislauf gibt es nicht – bei zuviel Überdruck würde das Ding dann halt tropfen. Die LED-Anzeige ist irgendwo bei 60 Grad festgenagelt, egal ob der Brenner gerade als Durchlauferhitzer fürs Wasser zuständig ist oder einer beliebigen Einstellung für die Vorlauftemperatur folgt.
Und natürlich und unweigerlich: Die Rohre sind wild in der ganzen Wohnung über zwei Stockwerke verlegt. Vollkommen utopisch, da eine sinnvolle Vorlauftemperatur abgreifen zu wollen, um eines meiner bestehenden Wärmeanforderungs-Scripte dran zu fummeln. So gesehen ist die LED-Anzeige dann auch irgendwie egal.