Das Bastlersystem

Was man von der HomeMatic erwarten kann und was nicht

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In meinen aktiven Zeiten beim FHZ-Forum (aus dem später das HomeMatic-Forum wurde) gab es immer wieder Unzufriedenheit von Einsteigern, deren Erwartungen von der HomeMatic nicht erfüllt wurden: Ich habe viel Geld bezahlt, wo ist denn jetzt die versprochene Funktion? Wo ist der Service des Herstellers? Ist die HomeMatic etwa nur ein Bastlersystem?

Die Antwort lautete damals wie heute: Ja, die HomeMatic ist ein Bastlersystem.

Ich hatte damals einen allgemeinen Beitrag zur Begründung geschrieben, den ich hier noch einmal veröffentliche.

Der Hersteller

HomeMatic kommt von eQ-3 und damit praktisch direkt von ELV. ELV ist ein Elektronik-Versender wie Conrad oder Reichelt.

Machen wir einen Vergleich: Man kann einen Schrank bei IKEA kaufen oder im Fachgeschäft von Hülsta samt Lieferung zu einem Vielfachen des Preises. Kann man in beide seine Kleider hängen? Klar. Sind beide qualitativ gleichwertig? Naja. Kann man bei IKEA anrufen und sich beschweren, dass die Türen schief sind? Wohl eher nicht, denn dafür ist man selbst verantwortlich.

Genauso ist das bei der Hausautomation: HomeMatic von ELV ist für die Baumarktkunden. KNX/EIB, installiert von einem Fachbetrieb, wäre das all-in-one-Paket samt Service.

Der Vertriebsweg

HomeMatic wird ausschließlich in Einzelkomponenten über Elektronik-Händler vertrieben und Elektronik-Händler verkaufen Komponenten, keine Systeme.

Wieder der Vergleich: Im Baumarkt gibt es Holz, Leim, Lack und Handwerkszeug. Es ist Sache des Kunden, daraus einen Tisch zu bauen. Man kann dem Baumarkt nicht vorwerfen, wenn der Tisch am Ende nur drei Beine hat. Andererseits kann man seinen örtlichen Tischler beauftragen, einen Tisch zu bauen. Dann bekommt man einen Tisch und wenn dem ein Bein fehlt, kann man sich beschweren.

Bei der Hausautomation ist ELV eben der Baumarkt, nicht der Tischler.

Das Konzept

Die Software der Zentrale ist in alle Richtungen sehr offen. Man kann mit wenigen Handgriffen in die intimsten Bereiche vordringen und unglaubliche Dinge tun, die bei anderen Herstellern nur Kopfschütteln auslösen würden.

Der obligatorische Vergleich: Als Hausbesitzer kann man alles mit seiner Bude anstellen, was man mag. Andererseits muss man sich selbst darum kümmern, dass das Dach repariert wird, wenn es reinregnet. Ein Mieter darf zwar unter Umständen nicht mal eine Satellitenschüssel anbringen, aber dafür muss sich dann auch jemand anders ums Dach kümmern.

Bei der Hausautomation ist die HomeMatic das Eigenheim: Man muss sich auch um Dinge kümmern, die „woanders“ einfach so passieren. Und wenn man sich nicht kümmert, regnet’s rein.

Der Preis

Die HomeMatic ist geradezu ein Schnäppchen, was die Hausautomation angeht. Es gibt kaum ein billigeres oder gar preiswerteres System. Aber, das haben wir 25 Jahre nach der Einheit gelernt: Es gibt nichts umsonst.

Vergleich: Daihatsu kostet weniger als ein Rolls Royce. Dafür wird man nach einer Panne mit dem Daihatsu eben nicht per Hubschrauber ins nächste Hotel geflogen. Manche Leute sind mit ihrem Daihatsu trotzdem sehr zufrieden.

Es steht wohl fest, was die HomeMatic in diesem Vergleich ist …

Fazit

Ist die HomeMatic also kein funktionsfähiges System? Kann sie gar nicht all das, was beworben wird?

Doch doch, das kann sie schon. Allerdings muss man bei der HomeMatic eben an vielen Stellen selbst Hand anlegen und bekommt keinen weitreichenden Support durch den Hersteller, um sein Ziel zu erreichen.

Wer das Full-Service-Paket bei der HomeMatic erwartet, wird enttäuscht werden. Wer bei Fehlfunktionen nicht selbst nach der Lösung suchen will, ist hier falsch. Wer ein professionelles System erwartet, nachdem er die Packung geöffnet hat, erwartet zu viel. Und wer die Komponenten nicht anhand der Bedienungsanleitungen installieren kann, der sollte sich auf jeden Fall nach einem Dienstleister umsehen – Netzspannung ist kein Spielzeug.

Wer preiswert in die Hausautomation einsteigen will mit einem System, das alle Möglichkeiten offen lässt, ist bei der HomeMatic dagegen richtig.

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