Neue Akkus für die WinMatic

Ich wollte es wissen und habe einen erschöpften WinMatic-Akku aufgeschraubt, um den Akkupack wechseln

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Auch wenn man es auf den ersten Blick nicht glaubt: Akkus sind Verbrauchsmaterial. Irgendwann haben sie das Ende ihrer Lebensdauer erreicht.

Ich hatte es anderenorts schon beschrieben, welche Symptome einen defekten Akku kennzeichnen. Dort habe ich es mehr aus Software-Sicht gesehen: Wie kann ich mit Hilfe der HomeMatic feststellen, dass ein Akku defekt ist?

Auf dieser Seite geht es nun um die Hardware.

Symptome für defekte Akkus

Es gibt eine Reihe von Symptomen, mit denen sich defekte Akkus bemerkbar machen.

Kapazitätsverlust

Mit jedem Ladevorgang verlieren Akkus einen Teil ihrer Kapazität. Wenn die WinMatic das Fenster nach der letzten Vollladung nur noch 25 Mal öffnen kann statt wie früher 50 Mal, dann ist möglicherweise der Akku defekt.

Geringere Belastbarkeit

Bei defekten Akkus bricht mitunter die Spannung ein, wenn sie stärker belastet werden. Die WinMatic zeigt dann beispielsweise einen Ladezustand von 100 % an, aber sobald der Drehgriff bewegt wird, bleibt der Motor stehen und auf der CCU gibt es eine Servicemeldung wegen eines Antriebsfehlers.

Defekte Zellen

Bei Akkupacks, wie sie in den WinMatic-Akkus eingesetzt werden, sind die Zellen in Reihe geschaltet. Wenn eine der Zellen eine Fehlfunktion aufweist, zieht sie nicht nur die Leistung des gesamten Akkupacks nach unten, sondern ihre veränderten elektrischen Eigenschaften sorgen dafür, dass auch die anderen Zellen nicht mehr ordnungsgemäß geladen werden können.

Im schlimmsten Fall spricht der eingebaute Temperatursensor während der Ladung an, weil sich die defekte Zelle überhitzt, und der Ladevorgang wird abgebrochen.

Wenn vermehrt Antriebsstörungen auftreten, sollte man zunächst das Fenster auf mechanische Fehler prüfen. Vielleicht braucht es einen Tropfen Öl oder es muss neu eingestellt werden, weil der Rahmen sich verzogen hat.

Nachdem mechanische Ursachen ausgeschlossen wurden, kann man davon ausgehen, dass der Akku defekt ist. Ebenfalls natürlich, wenn der Akku sich beim Laden deutlich erhitzt oder komplett abschaltet.

In diesem Fall gibt es zwei Optionen: Neukauf oder Gebastel.

Der Neukauf eines HM-Sec-Win-BaP schlägt mit rund 100 Euro zu Buche – im Angebot vielleicht auch mal 80. Die Ersatzteile für einen neuen Akkupack liegen bei ca. 35 Euro. Arbeitszeit sind – je nach Übung – 30 bis 60 Minuten. Ab hier muss jeder selbst rechnen, ob sich der Umbau lohnt.

Wer diese Anleitung umsetzen möchte, sollte einen halbwegs leistungsstarken Lötkolben haben und auch damit umgehen können.

Es besteht eine gute Chance, dass nach Durchführung der Arbeiten der WinMatic-Akku vollständig defekt ist. Ich übernehme daher keinerlei Garantie dafür, dass sich der Akkupack in jedem Fall austauschen lässt und damit der Akku wieder einwandfrei funktioniert.

Mehr noch: Wer durch die Arbeiten Sicherheitseinrichtungen des WinMatic-Akkus beschädigt, riskiert Überhitzung. Es besteht dadurch ernsthafte Brandgefahr.

Alle Arbeiten erfolgen auf eigene Verantwortung!

Demontage

Ich habe mich für Gebastel entschieden – zum Teil aus Geiz, aber natürlich auch, weil ich gerne bastele und ausprobieren wollte, ob es funktioniert.

Erster Schritt ist natürlich, den WinMatic-Akku zu zerlegen.


Ungeöffneter WinMatic-Akku

Das Gehäuse wird von drei Torx-Schrauben zusammengehalten, die sich leicht lösen lassen. Geplante Obsoleszenz kann man eQ-3 nicht vorwerfen.


WinMatic-Akku mit geöffnetem Gehäuse

Im Inneren gibt es die Hauptplatine, die Ladeelektronik und Status-LED enthält. Der Pfostenstecker für den Kontakt zur WinMatic selbst ist direkt aufgelötet.

Eine zweite winzige Platine ist per Kabel angebunden und beherbergt nur den Anschluss für das Ladegerät.

Den meisten Platz nimmt natürlich der Akkupack ein, der aus neun Zellen besteht und in Schrumpfschlauch verschweißt ist. Er ist mit vier Kabeln mit der Hauptplatine verbunden: zwei Stromkabel, im Bild rechts oben an der Hauptplatine angelötet, und zwei feine Drähte vom Temperaturfühler am Akkupack. Letztere sind auf dem Foto oben nicht zu sehen, da sie aus der Mitte des Akkupacks zur Mitte der Hauptplatine führen.


Getrennter Akkupack aus dem WinMatic-Akku

Hier habe ich den Akkupack von der Hauptplatine gelöst. Wichtig: Als allererstes den Akku abtrennen – an das Plus-Kabel kommt man sogar schon ran, bevor die Platine aus dem Gehäuse genommen wird.

Man sieht nun auch den Temperaturfühler, der letzlich nur an den Akkupack geklebt ist.

Die Stromkabel sowohl zur Ladebuchse als auch zum Akku sind recht stabil. Hier braucht man schon einen halbwegs leistungsfähigen Lötkolben. Die Verbindung zum Temperaturfühler ist dagegen sehr filigran und reißt leicht ab. An dieser Stelle ist also besondere Vorsicht geboten.

Um die Kabel später wieder anzulöten, muss man die Lötstellen gründlich von Lot befreien und womöglich vorsichtig ein wenig nachbohren. Vor allem die Anschlüsse für den Temperaturfühler sind sonst kaum wieder zu bestücken.

Neuer Akkupack

Mit dem alten Akkupack als Vorlage bastele ich nun einen neuen zusammen.


In Gruppen zusammengelötete Akku-Zellen

Die von mir verwendeten Akkus kommen als Einzelzellen. Wenn man ganz genau hinsieht, kann man vielleicht erkennen, dass es sich um die Eigenmarke von Conrad handelt.

Die Bestellnummer lautet 1497072, aber vermutlich werden sie früher oder später durch Nachfolgemodelle ersetzt. Wichtig ist, dass es sich um NiMh-Akkus der Größe AA (Mignon) mit Lötfahnen handelt. Ich habe die Zellen hier schon zu Dreiergruppen zusammengelötet.

Eigentlich sollte man in Akkupacks nur selektierte Einzelzellen verwenden, also Zellen, die nahzu identische elektrische  Eigenschaften aufweisen. Das wäre freilich unbezahlbar, wenn man nur ein bisschen Hobby-Bastelei durchführen möchte. Also vertraue ich darauf, dass sie schon halbwegs zusammenpassen werden.


Alter und neuer Akkupack

Der alte und der neue Akkupack nebeneinander. Der alte wurde schon seines Schrumpfschlauches beraubt, der neue wartet noch auf seinen.

Damit ich die Dreierblöcke in der richtigen Position zusammenlöten konnte, habe ich mir mit Krepp-Band beholfen. Für das Einschrumpfen nehme ich es dann wieder ab.


Neuer Akkupack in Schrumpfschlauch

Der dezente gelbe Schrumpfschlauch (Conrad-Bestellnummer: 606912) bietet reichlich Platz für den neuen Akkupack. Die Stromkabel sind bereits deutlich zu sehen; wenn nicht, wäre es jetzt auch zu spät. Der Temperaturfühler fehlt noch.

Ich habe den Temperaturfühler dann mit einem Tropfen Heißkleber direkt auf eine der Zellen geklebt, also abgesehen vom anderen Kleber wie beim alten Akkupack. Heißkleber ist ein brauchbarer Wärmeleiter, sofern man nicht zuviel nimmt. Der Fühler sollte in den vollen Genuss eines überhitzenden Akkus kommen. Na gut, eigentlich sollte er niemals in diesen Genuss kommen, denn das passiert nur bei einem üblen Akku-Defekt, aber falls doch, sollte er es voll genießen können.

Außerdem habe ich die Zuleitung zum Temperaturfühler etwas verlängert. Wenn irgendwo der Hinweis „auf eigene Gefahr“ angebracht ist, dann hier.

Montage

Bevor alles wieder zusammengelötet wird, sollte man unbedingt die korrekte Passform prüfen. Der Schrumpfschlauch wird ziemlich stabil, wenn er geschrumpft und abgekühlt ist  – unter Umständen muss hier noch etwas Material abgeschnitten werden, damit der neue Akkupack ins Gehäuse passt.


Zusammengesetzter WinMatic-Akku

Wenn alles passt, kann man die Kabel wieder anlöten und den WinMatic-Akku zusammensetzen.

Entsprechend der Demontage darf  der Akku-Anschluss erst als allerletztes wieder angelötet werden. Die Status-LED quittiert die Wiederherstellung der Stromversorgung mit hektischem roten Blinken, aber nach einigen Sekunden erfolgt das erlösende grüne Signal.

Noch vor dem Zusammenschrauben kann man testen, ob der Akkupack geladen wird. Von einer Erstladung sehe ich freilich ab: Die Zellen werden bereits geladen geliefert und ich habe die Hoffnung, dass sich Ladungsunterschiede im Laufe der Zeit angleichen, wenn ich ihn zunächst mehrmals auf 20 % entladen lasse und dann bis 80 % wieder auflade.

Nach dem Zusammenbau des Gehäuses kann ich den runderneuerten WinMatic-Akku an einen Antrieb setzen. Siehe da: Ladung knapp 95 % – und das Fenster im Bad wird kraftvoll und ohne Antriebsfehler verriegelt.

Die Reichweitenmessung ist natürlich aus dem Takt, da sie nur bei 100 % Ladung zurückgesetzt wird.

Jetzt beginnt der Praxistest. Wenn alles gut geht, setze ich diesen Artikel nächstes Jahr mit einer Erfolgsmeldung fort. So lange wird es dauern, bis der neue Akku ein paar Zyklen hinter sich gebracht hat.

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